Allianz: Rendite von Lebensversicherungen sinkt 2015 erneut
Die Allianz, Deutschlands größter Lebensversicherer, senkt im kommenden Jahr die Gesamtverzinsung. Die Rendite klassischer Kapital-Lebensversicherungen sinkt um 0,2 Prozent auf 4,0 Prozent. Anlass für die Entscheidung waren die nochmals stark rückläufigen Kapitalmarktzinsen.
Das ist keine Überraschung, denn das Zinsniveau für zehnjährige Bundesanleihen hat sich seit Jahresanfang von 1,9 Prozent auf 0,7 Prozent mehr als halbiert. Daher müssen sich auch die Kunden anderer Versicherungsgesellschaften im kommenden Jahr auf niedrigere Überschüsse einstellen.
Betroffen davon sind viele Anleger, war doch die Lebensversicherung bislang des Deutschen liebstes Sparprodukt. Im Schnitt hat jeder eine. Dabei haben sich die Kunden inzwischen auf sinkende Zinsen eingestellt. Nächstes Jahr sinken nicht nur die Überschussbeteiligungen bestehender Verträge, sondern auch der Garantiezins auf neu abgeschlossene. Nach zuvor 1,75 Prozent beträgt dieser ab 1. Januar 2015 nur noch 1,25 Prozent.
Da auch die von der Allianz festgelegten vier Prozent kaum mehr mit als sicher geltenden Staats- und Unternehmensanleihen erwirtschaftet werden können, orientiert sie sich inzwischen anders. „Wir haben uns in unserer Kapitalanlage früh auf die Niedrigzinsphase vorbereitet und sind nicht auf zehnjährige Bundesanleihen angewiesen“, sagte Alf Neumann, Privatkundenvorstand der Allianz Leben. Tatsächlich investiert die Allianz immer stärker in Aktien, Immobilien oder auch Infrastruktur, die eine höhere Rendite versprechen.
Der Assekuranz fällt es immer schwerer, die einst versprochenen Renditen zu erzielen. Dafür macht sie in erster Linie die Europäische Zentralbank verantwortlich, die den Leitzins fast auf null gesenkt hat. „Die Kollateralschäden dessen, was die Zentralbanken derzeit in Europa unternehmen, sind groß“, beklagt sich beispielsweise Nikolaus von Bomhard, Chef des Rückversicherers Munich Re.
Für einige Versicherer wird es bereits jetzt eng. Das zeigen die Ergebnisse des europaweiten Stresstests, den die Aufsichtsbehörde Eiopa veröffentlicht hat. Demnach könnte jeder vierte Versicherer Probleme bekommen, wenn die Niedrigzinsphase noch mehrere Jahre anhält.
Experten sehen jedoch die Schuld nicht nur bei der Zentralbank: „In manchen Unternehmen sind Fehler gemacht worden, die dazu führen könnten, dass diese Versicherer bei Anhalten der Niedrigzinsphase in Probleme kommen“, sagt Gerhard Schick, finanzpolitischer der Grünen im Bundestag.
So hätten einige Versicherer zu lange hohe Zinsen garantiert, um am Markt mithalten zu können. Zusätzlich habe die Finanzaufsicht zu spät eingegriffen und diese Unternehmen gezwungen, Sicherheitspuffer aufzubauen. Bisher musste die Branche rund 20 Milliarden Euro zurücklegen.
Inzwischen bieten einige Versicherer Policen ganz ohne Garantiezins an, dafür aber mit einer höheren Überschussbeteiligung. Im November verkaufte die Allianz mehr als 8.000 solcher Verträge mit variabler Verzinsung.