Private Altersvorsorge
Mit Indexfonds kostengünstig, flexibel und renditestark aufbauen
Die meisten Menschen in Deutschland wissen, dass die gesetzliche Rente allein im Alter nicht reichen wird. Sparpläne auf Basis von Indexfonds (ETF) eignen sich daher besonders, um eine private Altersvorsorge aufzubauen. Sie sind der Königsweg des Fondssparens.
Für Rainer K.*, 71, pensionierter Studiendirektor aus Nürnberg, ist bei der Geldanlage vor allem Sicherheit wichtig. Deshalb hat er sein Vermögen überwiegend mit Immo-bilien aufgebaut. Da gibt es die selbst bewohnte Doppelhaushälfte, zwei Eigentums-wohnungen sowie einen Immobilienfonds. Nur etwa 10 Prozent seines Vermögens besteht aus Aktien in einer fondsgebundenen Lebensversicherung.
Wie viele Anleger steht auch Rainer K. vor der Frage, wie er das Geld, das monatlich übrig bleibt, in der aktuellen Niedrigzinsphase anlegen soll. Schuld an den niedrigen Zinsen ist die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Durch sie fiel die Rendite von Bundesanleihen mit zehnjähriger Laufzeit kürzlich auf das historische Tief von 0,3 Prozent. Laut der Chefin der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, Elke König, müssen sich Sparer noch länger mit niedrigen Zinsen begnügen: „Ein Ende ist nicht absehbar.“
Ordentliche Renditen können Anleger derzeit nur mit Aktien erzielen, doch die Aktienkultur in Deutschland ist wenig ausgeprägt. Nach einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im vergangenen Dezember legen hierzulande nur 12 Prozent der Sparer ihr Geld in Unternehmensbeteiligungen an.
Doch fast ein Viertel der Befragten ist bereit, zukünftig bei der Geldanlage höhere Risiken einzugehen. Bei den sonst so sicherheitsbedürftigen Sparern erwacht lang-sam das Interesse an anderen Anlageformen.
Indexfonds als Ausweg aus dem Zinstief
Gerade Privatanleger haben derzeit nur wenige Möglichkeiten, sich gegen die Nullzinspolitik der EZB zu wehren. Eine dieser Möglichkeiten sind Indexfonds oder ETFs (Exchange Traded Funds), die an der Börse gehandelt werden und einen bestimmten Börsenindex nachbilden. Mark Ortmann, Geschäftsführer des Instituts für Transparenz in der Altersvorsorge (ITA), sagt: „Indexfonds sind eine einfache, kostengünstige und transparente Form der Geldanlage, die obendrein noch eine ordentliche Rendite bringt.“
Vor allem dann, wenn Anleger regelmäßig in einen Fondssparplan einzahlen. Das ist Experten zufolge der Königsweg des Fondssparens. Wer dabei in einen weltweit anlegenden Aktien-Indexfonds einzahlt, streut zudem das Risiko breit. Schließlich sind Aktien eine der attraktivsten Geldanlagen: So hat der MSCI World Index in den letzten 10 Jahren trotz der Finanzkrise jährlich im Schnitt 7,5 Prozent zugelegt. Das ist mehr als Anleihen oder die meisten Immobilien gebracht haben.
Vorteil von Sparplänen: geringe Kosten und hohe Flexibilität
Mit solchen ETF-Sparplänen können Anleger regelmäßig in Aktien- oder Rentenmärkte investieren, indem sie sich an der Entwicklung von Börsenindizes beteiligen. Im gegenwärtigen Zinstief empfiehlt es sich vor allem, in Aktienindizes zu investieren. Wer so anlegt, braucht zudem nicht viel Geld: Einige Banken bieten ihren Kunden Fondssparpläne schon ab 25 Euro pro Monat an.
Zudem gehören Sparpläne auf Basis von Aktien-Indexfonds zu den raren Geldanlagen, die sich für fast jeden eignen: Zum einen sind junge Leute bei Fondssparplänen gut aufgehoben, weil mit der Spardauer durch den Zinseszinseffekt auch die Renditen steigen. Zum anderen auch all diejenigen, die regelmäßig ein paar Euro abzweigen können.
Auch Klaus G.*, 50, Industriemeister aus Paderborn, will sein Geld zukünftig mit System anlegen: „Bisher hat mir eine gewisse Intuition und Bauernschläue in Sachen Geldanlage weitergeholfen. Jetzt bin ich in einem Alter, um die Sache gezielter anzugehen.“ In Aktien investiert er schon seit rund 15 Jahren, wobei er Fonds bislang wegen des Ausgabeaufschlags gemieden hat. Aber einen Sparplan auf Basis eines Indexfonds abzuschließen, kann er sich gut vorstellen.
Fondssparpläne haben nämlich einen großen Vorteil: Sie sind sehr flexibel. So können Anleger jederzeit die Sparrate ändern oder auch ganz aussetzen und von heute auf morgen über ihr Guthaben verfügen. Zudem haben Fondssparpläne keine feste Laufzeit, sondern laufen so lange, wie der Sparer es wünscht.
Von solch einer Fülle an Optionen wagen Versicherungskunden nicht einmal zu träumen. Deshalb rät Honorarberaterin Stefanie Kühn von der Privaten Finanzplanung Kühn aus Grafing bei München von Versicherungsprodukten zum Aufbau einer privaten Altersvorsorge ab: „Sie sind zu teuer und unflexibel.“ Wesentlich besser geeignet seien dazu ETFs.
Eine gute Adresse fürs Fondssparen mit ETFs sind Direktbanken. Oft ist das Depot kostenlos und viele Fonds erhält man dort entweder mit einem reduzierten Aus-gabeaufschlag oder ganz ohne.
Wer regelmäßig einen festen Geldbetrag in einen Fondssparplan einzahlt, handelt zudem antizyklisch: Bei hohen Kursen kauft er weniger Anteile als bei niedrigen. Auf diese Weise steigt er zu einem günstigen Durchschnittskurs ein. Wie man durch den regelmäßigen Kauf von Anteilen in der Regel sogar von Börsenschwankungen profitieren kann, zeigt folgendes Beispiel, bei dem über ein Jahr monatlich 100 Euro angelegt werden:
Fonds I (stetig ansteigend) |
Fonds II
(schwankend) |
Fonds III
(insgesamt fallend) |
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Kurs | Anteile | Kurs | Anteile | Kurs | Anteile | |
Jan | 10 | 10,00 | 10 | 10,00 | 10 | 10,00 |
Feb | 10 | 10,00 | 9 | 11,11 | 9 | 11,11 |
Mär | 11 | 9,09 | 8 | 12,50 | 8 | 12,50 |
Apr | 11 | 9,09 | 8 | 12,50 | 7 | 14,28 |
Mai | 11 | 9,09 | 8 | 12,50 | 6 | 16,67 |
Jun | 11,5 | 8,69 | 7 | 14,28 | 5 | 20,00 |
Jul | 12 | 8,33 | 8 | 12,50 | 4 | 25,00 |
Aug | 12 | 8,33 | 8 | 12,50 | 5 | 20,00 |
Sep | 12,5 | 8,00 | 9 | 11,11 | 6 | 16,67 |
Okt | 13 | 7,69 | 9 | 11,11 | 7 | 14,28 |
Nov | 13 | 7,69 | 9 | 11,11 | 8 | 12,50 |
Dez | 13 | 7,69 | 10 | 10,00 | 8 | 12,50 |
Anteile im Dez | 103,69 zu 13 € | 141,22 zu 10 € | 185,51 zu 8 € | |||
Depotwert im Dez | 1.347,97 € | 1.412,20 € | 1.484,08 € | |||
Rendite | 12,33 Prozent | 17,68 Prozent | 23,67 Prozent |
Beispiel zum Cost-Average-Effekt
Das Beispiel zeigt, das Fonds III, der als Einmalanlage das schlechteste Ergebnis erzielt hätte (Kaufkurs: 10 Euro, Anteile: 120, Depotwert zu Beginn: 1.200 Euro / Kurs nach einem Jahr: 8 Euro, Anteile: 120, Depotwert nach 12 Monaten: 960 Euro), bei einer monatlich gleichbleibenden Einzahlung durch den sogenannten Cost-Average-Effekt (Kostendurchschnittseffekt) die beste Sparform gewesen wäre. Durch diesen wird das Risiko von Kursschwankungen bei Fondssparplänen abgemildert und kann sich je nach Kursverlauf sogar in einen Vorteil kehren.
ETFs kosten weniger als aktiv gemanagte Fonds
ETFs haben nicht das Ziel besser zu sein, sondern nur genauso gut wie ein bestimmter Index. Und das schaffen sie zu niedrigeren Kosten als aktiv gemanagte Fonds.
Das kommt daher, dass Indexfonds in der Regel keinen Fondsmanager haben. Zwar schlagen aktiv gemanagte Fonds manchmal den Vergleichsindex, aber nicht auf Dauer: „Immer mehr Menschen erkennen, dass viele aktiv gemanagte Fonds die versprochenen Überrenditen nicht liefern, aber stattdessen die Kosten für schlechtere Renditen sorgen als bei ETFs“, so Mark Ortmann vom ITA. Inzwischen sind sich Wissenschaftler weltweit einig, dass es aktiven Fonds im Schnitt nicht gelingt, eine Überrendite zu erwirtschaften, die so hoch ist, dass sie die höheren Managementkosten ausgleicht.
Während bei aktiven globalen Aktienfonds Jahr für Jahr zwischen 1 und 2 Prozent des Fondsvermögens für die Verwaltung abgezogen werden, kosten weltweit anle-gende ETFs nur etwa 0,5 Prozent, was der Rendite unmittelbar zugutekommt.
Manuel Kayl, Experte für private Vorsorge bei Finanztip, einem gemeinnützigen Verbraucherportal im Internet, stellt fest: „Dass sich Fondssparpläne immer mehr durchsetzen, kommt vor allem Kleinanlegern zugute.“
Wichtig: Anlagen breit streuen
Eine grundlegende Börsenregel lautet, dass Aktionäre nicht alle Eier in einen Korb legen sollten. Deshalb empfehlen Experten, in einen breit streuenden Fonds zum Beispiel auf den Index MSCI Word zu investieren, für den es zahlreiche Fonds verschiedener Anbieter gibt. Bei diesem Index wird das Geld auf die global 1.636 größten Unternehmenswerte in 23 Industrieländern weltweit aufgeteilt. Grundlage für die Aufnahme der Aktien ist ihr Börsenwert. Das heißt, in den MSCI-Indizes stehen die größten Unternehmen vorn. Das sind im MSCI World zum Beispiel die US-Firmen Apple, Exxon, Google und Microsoft.
Während Karin Baur von der Stiftung Warentest einen Fonds auf den MSCI World Index für ausreichend hält, empfiehlt Finanzberaterin Stefanie Kühn: „Anleger sollten den MSCI World Index auf jeden Fall um einen ETF auf den MSCI Emerging Markets Index ergänzen.“ Dann habe man nicht nur die Standardwerte der westlichen Welt, sondern zusätzlich die großen Unternehmen der Schwellenländer im Portfolio.
Vor Rückschlägen an der Börse ist niemand gefeit
Wenn man in Aktien investiert, ist man nie vor Rückschlägen an der Börse sicher. Immer wieder müssen Aktionäre auch mal kräftige Kurseinbrüche verkraften.
Verluste zwischen 20 und 30 Prozent gab es beim MSCI World Index zwischendurch oft. Im Extremfall waren es sogar mehr als 50 Prozent.
Deshalb gehen Anleger mit einem ETF auf den MSCI World genau das Risiko ein, das mit dem weltweiten Aktienmarkt verbunden ist – nicht weniger, aber auch nicht mehr. Nur wer vorübergehende Rückschläge aushalten kann, ist als Anleger bei Aktien richtig. Er weiß dann, dass er Marktschwankungen aussitzen muss. Wichtig ist deshalb ein ausreichend langer Anlagehorizont von mindestens 10 Jahren, besser 20 oder 30 Jahren. „Dann eignen sich Indexfonds hervorragend zur Altersvorsorge“, so Rolf J. Daxhammer, Professor für Behavioral Finance an der Universität Reutlingen.
Andererseits erhalten Sparer aber auch die Chance auf Spitzenrenditen von mehr als 10 Prozent: Im Jahr 2013 legte der MSCI World immerhin um fast 22 Prozent zu. Die breite Streuung des MSCI World Index bringt aber auch ein zusätzliches Risiko mit sich: Es gibt bei dem Index ein Wechselkursrisiko, da beim Kauf zu 80 Prozent in Fremdwährungen, wie zum Beispiel dem Dollar, abgerechnet wird.
Wer Indexfonds günstig anbietet und was sie kosten
Zwar können ETFs über die Börse gehandelt werden und sind im Prinzip bei jeder Bank erhältlich, doch „empfehlen Bankberater trotzdem wegen des Ausgabeaufschlags eher aktiv gemanagte Fonds“, so Karin Baur von der Stiftung Warentest. Leider bieten zudem viele Privatbanken, Sparkassen und Volksbanken gar keine ETF-Sparpläne an. Diese erhalten Anleger vor allem bei Direktbanken und Fondsshops. Vor allem Direktbanken haben oft kostengünstige Angebote. Dann fällt oft nur noch die jährliche Verwaltungsgebühr der ETFs an, die je nach Fonds in der Regel zwischen 0,2 und 0,5 Prozent des Anlagevermögens beträgt. Es lohnt sich also, die Kosten verschiedener Anbieter zu vergleichen. Zudem ist das Geld der Anleger als Sondervermögen für den Fall geschützt, dass die Kapitalanlagegesellschaft Insolvenz anmeldet.
Erfahrene Anleger wie Felix M.*, 36, Controller aus Pfaffenhofen, nutzen gerne Fondsvermittler im Internet: „Seit fast 10 Jahren kaufe ich Fondsanteile vollkommen kostenfrei, und Depotgebühren zahle ich auch nicht. Meine Ersparnis beträgt bisher mehrere tausend Euro.“ Früher habe er seine Fondsanteile direkt bei der Fondsgesellschaft gekauft und jedes Mal 5 Prozent Ausgabeaufschlag bezahlt.
Auch die Ertragsverwendung ist wichtig
Erste Wahl sind thesaurierende Fonds, denn bei ihnen fließen Dividenden und Zinserträge ins Fondsvermögen zurück. So profitieren Anleger automatisch vom Zinseszinseffekt und die Rendite steigt. Bei ausschüttenden Fonds müssen sie sich dagegen um die Wiederanlage kümmern.
„Und je näher der Zeitpunkt des Renteneintritts naht, desto mehr Geld sollte in sichere Anlagen umgeschichtet werden“, so ein Finanzexperte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
Weitere Aussichten für Aktien sind gut
Da es derzeit außer Immobilien, deren Preise bereits stark gestiegen sind, kaum Alternativen zu Aktien gibt, wird weiter viel Geld in die Aktienmärkte fließen. Dafür sorgt auch die aktuelle Geldpolitik der EZB, die die Märkte ab März mit billigem Geld fluten wird. Der DAX hat darauf schon reagiert und bis Ende Februar um 16,28 Prozent zugelegt. Experten sehen aber trotzdem noch Potenzial nach oben.
Auf die Frage, welche Alternativen es zu Indexfonds als private Altersvorsorge gibt, antwortet der Finanzprofessor Rolf J. Daxhammer: „Keine, die im gleichen Maße das Risiko breit streuen und die gleichzeitig so kostengünstig sind.“
Deshalb hat sich auch Pensionär Rainer K. in letzter Zeit mit den Vorzügen von Indexfonds befasst und kann sich gut vorstellen, den Aktienanteil seines Vermögens schrittweise zu erhöhen. Er denke daran, einen ETF-Sparplan für den MSCI World Index abzuschließen, wobei mehrere Fonds in Frage kommen. Schließlich möchte er seinen beiden Söhnen Jan und Emil beim Aufbau einer privaten Altersvorsorge unter die Arme greifen.
* Namen geändert